Bei fehlenden Symptomen ist eine TSH-Wert-Bestimmung nicht nur teuer, sondern bringt auch keinerlei medizinischen Nutzen, sagt Dr. Jeannine Schübel. Die Allgemeinmedizinerin plädiert für ein kritischen Blick auf das Verordnungsverhalten bei L-Thyroxin. Denn das Schilddrüsenmedikament wird deutlich öfter verschrieben, als die Prävalenz der Hyperthyreose es vermuten lässt. In dieser Folge schauen wir auf mögliche Gründe und praxistaugliche Lösungsansätze.
Das Schilddrüsenmedikament Levothyroxin (L-Thyroxin) taucht in vielen Medikationsplänen auf. Auf der Liste der meistverordneten Medikamente in Deutschland belegt es Platz vier. Vergleicht man die Prävalenz der Schilddrüsenunterfunktion mit den täglich verordneten Einzeldosen, legt das eine erhebliche Übertherapie mit L-Thyroxin nahe.
Wie gut passen theoretische Vorgaben der S2k-Leitlinie "Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis" und Verschreibungsrealität zusammen? Wie sinnvoll ist die TSH-Wertbestimmung bei asymptomatischen Patientinnen und Patienten? Welche Referenzwerte gibt die Leitlinie vor und ab welchen Werten sollte eine medikamentöse Therapie verordnet werden?
Gemeinsam mit der Allgemeinmedizinerin Dr. Jeannine Schübel schauen wir auf die Gründe für die hohe Zahl der Verordnungen und einen sinnvollen Umgang mit dem Schilddrüsenmedikament in der Praxis. Um dem Problem der “Überversorgung” zu begegnen, müsse nicht nur die Erstverschreibung kritisch hinterfragt, sondern auch öfter über das Absetzten von L-Thyroxin nachgedacht werden. Das macht die Allgemeinmedizinerin in dieser Podcastfolge klar.
Dr. med. Jeannine Schübel ist niedergelassene Hausärztin und Leiterin des Bereichs Lehre in der Allgemeinmedizin der Medizinischen Fakultät in Dresden. Dort forscht sie unter anderem zu der Versorgung von Schilddrüsenerkrankungen in der Hausarztpraxis. In einer aktuellen Studie untersuchte sie mit ihrem Team, inwieweit Ärztinnen und Ärzte in bestimmten Konstellationen bereit sind, L-Thyroxin zu reduzieren oder abzusetzen. Die Ergebnisse lassen erahnen, welche Herausforderungen ein strukturiertes "Deprecscribing" mit sich bringt.
Redaktion und Realisation: Claudia Baier
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